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Das Holz des Kreuzes

Pater Schenouda St. Antonius • März 25, 2020

Das Holz des Kreuzes
Pater Schenouda St. Antonius | 25. März 2020

Ich würde gerne die Gelegenheit nutzen, um mich vorzustellen. Ich bin das Holz des Kreuzes; ein Teil eines großen, kräftigen Holzstücks, meine Enden sind mit Metall bedeckt. Meine Aufgabe ist es, durch einen Menschen, der zum Tode auf dem Kreuz verurteilt ist, auf den Schultern getragen zu werden, bis er den Ort seiner Kreuzigung erreicht. Einen sehr bekannten Ort namens Golgota. Dies ist meine Aufgabe, es ist jedoch nicht meine Wahl, denn ich finde in dieser Tätigkeit keine Freude. Ich wurde bekannt als „Holz der Schande“, als „Holz des Fluches“. Schande für jeden, der mich trägt, ein Fluch für jeden, der an mir gekreuzigt wird. Ich bin ein wertloses Stück Holz, das von niemandem geliebt wird. Ein verhasstes Objekt, von dem die Menschen ihren Blick abwenden. 

In früheren Zeiten stand ich an einem Weg in der Nähe des Hauses, in dem Pilatus residierte, und die Menschen kamen freudig zu mir und aßen von den Früchten, die ich trug. In Gedanken frage ich mich nun: „Warum bin ich hier? Warum bin ich nicht einer der Bäume, aus deren Holz Schiffe für die Könige und Herrscher erbaut werden? Warum bin ich nicht einer der Bäume, die für den Bau vergoldeter Schätze genutzt wird? Oder ein Baum, dessen Holz ein Thron für die Könige und Mächtigen wird? Oder die Pfeiler eines Hauses, in dem eine mächtige Person lebt? Warum werde ich zu einem Holz der Schande? Warum bin ich hier?“ Durch die Stille hörte ich verurteilende Worte aus dem Haus: „Wen von den beiden soll ich freilassen?“ Das Volk schrie: „Barabbas!“ Pilatus hingegen fragte: „Was soll ich dann mit Jesus tun, den man Christus nennt?“ Da antworteten sie alle: „Ans Kreuz mit ihm!“

Seit diesem Augenblick war mir klar, dass die nächste Person, die mich tragen würde, ein Mensch war, der Jesus hieß. Am Morgen des Freitags kamen Wächter zusammen mit diesem Menschen. Seine Züge glichen keineswegs denen anderer Menschen, die ich bisher getroffen hatte. Auf seinem Kopf trug er einen Dornenkranz und ich hörte, wie die Wächter ihn verspotteten: „Sei gegrüßt, König der Juden!“ Sie sehen nicht, was ich in ihm sehe: Sie sehen einen erschöpften Menschen, der durch die Spuren der Folter gezeichnet ist. Ich aber sehe einen König, der sein Volk erlösen wird; ein Gesicht, das heller strahlt als die Sonne. Er blickte zu mir und freute sich. Es erschien mir fast so, als ob er nach mir gesucht hätte, denn er freute sich, als sein Blick letztlich auf mich fiel. Er eilte schnell zu mir und trug mich freudig auf seinen Schultern und beschritt mit mir den Weg hinauf auf den Berg. Ungleich allen Menschen, die weinend ihre Strafe antraten, näherte sich Jesus mir freudig. Ich fühlte mich zum ersten Mal nicht wie das Holz der Schande und des Fluches, denn Jesus trug mich voller Stolz auf seinen Schultern. An seiner letzten Kraft festhaltend, blickte Jesus hoffnungsvoll auf den Berg, den er fast erreicht hatte. 

Auf dem Weg drängten sich Menschenmassen an ihn, ich aber war ihm am nächsten. Ich hörte, wie sie sein Schicksal beklagten, ich sah den Wunsch danach, ihn zu berühren. Ich hörte die Wächter nach einem Mann aus Kyrene namens Simon rufen, um mich an Jesus Stelle zu tragen. Ich wünschte mir, dass er ablehnte, denn ich wollte Jesus nicht von der Seite weichen. Während Simon mich trug, wendete ich meinen Blick nicht von den Füßen Jesu ab, der mir den Weg bahnte. Er wollte Golgota schnell erreichen; fast schon so, als ob er an dem Ort ein Treffen vereinbart hatte. Mit wem, das wusste ich allerdings nicht. 

Als wir am Ort ankamen, bemerkte ich, dass es nicht sein erstes Mal an diesem Platz war, es war jedoch ein Mal, das sich von allen vorherigen unterschied. Die Wächter begannen mit der Kreuzigung, während Jesus seine Arme auf dem Kreuz ausgestreckt hatte. Jeder Wächter nahm Nägel, um die Hände Jesu am Kreuz zu befestigen. Es ereignete sich allerdings etwas Sonderbares: Ich hörte, wie die Nägel in seine Hände drangen und ich vernahm die Schreie Jesu, ich verspürte aber zum ersten Mal keinen Schmerz. Ich sah, wie das Blut Jesu sich über dem Holz des Kreuzes verteilte. Es war ein besonderes Blut – Jenes, das den Schmerz nimmt und den Frieden gibt. „Wer bist du, Jesus?“ Wir erhoben uns gemeinsam vom Boden, durch die Nägel aneinandergebunden. Ich hörte die Wächter sagen: „Das ist der König der Juden!“ Und ich hörte das Volk sagen: „Jesus stillte die Winde, er sättigte Tausende, er machte die Blinden sehend und er heilte die Kranken.“ Als ich hörte, was Jesus für all diese Menschen getan hatte, fragte ich Jesus: „Jesus, was machst du hier, auf dem Holz der Schande, dem Holz des Fluches? Wir sind weit entfernt von den Menschen, die uns zwar sehen, aber nicht hören können. Sag mir, bist du wie die Menschen, die an diesen Ort kommen, wie die Diebe und Mörder? Oder bist du anders als jene? Wenn du aber kein Dieb und kein Mörder bist, warum bist du dann hier?“ 

Jesus antwortete: „Ich bin hier, um Gottes Wort zu erfüllen, damit jeder die Liebe und Barmherzigkeit Gottes schaut. Durch meinen Tod kann das Todesurteil für die gesamte Menschheit aufgehoben werden. Adam hörte von meinem Vater, dass es ihm erlaubt war, von allen Bäumen des Paradieses zu essen, außer vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Als er das Gebot aber brach und von diesem Baum aß, wurden er und alle seine Nachkommen zum Tode verurteilt. Aus diesem Grund bin ich hier – um an Adams Stelle und an der Stelle seiner Nachkommen zu sterben.“ Ich wunderte mich noch einmal: „Erlaube mir, Jesus, dir noch eine andere Frage zu stellen: Warum hast du das Holz der Schande und des Fluches gewählt? Warum wähltest du für den Tod keinen anderen Weg? Ich weiß um den Spott und Hohn, der Menschen zuteilwird, die an diesem Kreuz hängen.“ Jesus antwortete: „Als ich Adam zum Tode verurteilte, sagte ich ihm, dass der Erdboden seinetwegen verflucht sei, er unter Mühsal alle Tage seines Lebens essen würde und Dornen und Distel wachsen würden. So wie ich an Adams Stelle die Todesstrafe ertrage, so ertrage ich auch die Schmerzen, die Dornen und den Fluch. So betete ich auf dem Ölberg und die Tropfen des Schweißes tropften wie Blut von meinem Körper. Ich sagte ihnen, sie sollen Dornen vom Boden sammeln und als Kranz auf meinen Kopf binden, sodass ich zum Träger des Kreuzes wurde. Ein Kreuz der Schande, das jeden verflucht, der an ihm hängt. Holz, ich hänge nicht aufgrund meiner Taten am Kreuz, sondern um diejenigen zu erlösen, die ich liebe. Bevor ich auf das Kreuz stieg, nahm ich die Leiden der Welt und den Fluch, mit dem sie belegt war, mit.“

Ich hörte danach Gespräche zwischen den Menschen, die Gott um Vergebung baten und ein Gespräch zwischen Jesus und einem der Gekreuzigten, in dem er ihm das Paradies versprach. Ich vernahm auch eine Unterhaltung zwischen Jesus und seiner Mutter und einem seiner Jünger. Und zuletzt sprach er zu Gott und sagte, es sei vollbracht. 

Das Holz des Kreuzes sprach: „Danke, Jesus, für die Erlösung der Menschheit! Ich danke dir, dass du mich als Holz ausgewählt hast! Ich bin von nun an nicht mehr das Holz der Schande und des Fluches. Nie mehr wird jemand an mich herantragen, dass diejenigen, die am Kreuze hängen, verflucht seien. Von nun an höre ich nur noch: Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen. Ich habe mir gewünscht, ein Holz zu sein, aus dem die Throne der Könige und Herrscher erbaut werden. Ich wurde nun zum Thron des Mächtigen, des Königs der Heerscharen, des Herrschers des Himmels und der Erde. 

Ich bin nicht mehr das Holz der Schande und des Fluches, ich wurde zum Holz des Stolzes und zum Kreuz des Segens. Von nun an wird mir kein Spott, sondern Lobpreis zuteil. Ich bin kein Holz mehr an einem verlassenen, dunklen Ort, denn mir wurde ein Platz an einer hellen Lichtung gegeben. Anstelle des Fluches, der über mich kommen sollte, höre ich nun: Friede sei mit dir! Als Kreuz des Herrn bin ich nicht mehr der Weg, der in den Tod führt, sondern der Weg des Lebens. Ich bin nicht mehr auf den Schultern der Schwachen, die die Welt lieben, sondern auf denen der Starken, die den Himmel begehren. Ich danke dir, Jesus, denn du hast mein Leben verändert, du nahmst die Schande von mir und gibst jedem Segen durch dein Kreuz. Von nun an sind die einzigen Worte, die ich vernehme: „Friede sei mit dir, du Kreuz Jesu Christi!“

Athanasius-Blog

von Pater Schenouda St. Antonius 12 Apr., 2020
Die Auferstehung ist das bedeutendste Ereignis des christlichen Lebens. Die Auferstehung ist die wahre, die andauernde Freude im Leben eines jeden Christen. Die Bescheidenheit unseres Herrn Jesus Christus zeigt sich auch in seiner Auferstehung: Er wurde vor einer Menschenmenge zum Tode verurteilt und hörte von ihnen die Worte: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn“ [Luk 23, 21]. Vor allen Menschen erschien er, wie er das Kreuz der Schande trug und von allen verachtet auf das Kreuz gehängt wurde. Die Ehre der Auferstehung ist ein Geheimnis, das nicht zuletzt darin besteht, dass es nicht Christus selbst war, der den Menschen seine Auferstehung verkündete. Die Freude der Auferstehung in der Rückkehr zu Christus Die Konsequenz der Sünde war die Trennung von Gott. Die Folge der Auferstehung aber ist die Rückkehr zu ihm. Die Freude der Auferstehung im ewigen Leben Vor der Kreuzigung unseres Herrn folgte auf den Tod die Hölle. Aber nach der Auferstehung eröffnete sich nach dem Tod die Möglichkeit auf das ewige Leben im Himmelreich. Der Apostel Paulus formulierte es treffend: „Ich habe das Verlangen, aufzubrechen und bei Christus zu sein – um wieviel besser wäre das“ [Phil 1,23] . Denn wahrlich, das wahre Leben ist jenes im Himmel. Mit der Geburt des Menschen beginnt sein Weg des Todes, mit seinem Tod aber beginnt der Weg des Lebens. Die Auferstehung spendet uns Trost und nimmt uns die Angst vor dem Tod. Ohne die Auferstehung wäre die Erde zur Wildnis geworden, in der nur der Stärkere überlebt hätte und der Mensch zur Verdammnis verurteilt worden wäre. Seit der Auferstehung ist der Tod lediglich auf der Erde zu finden und die Verdammnis verschwand. Denn derjenige unter uns, der auf Erden mit Christus weilt, wird auch im Himmel ewiges Leben in ihm haben. Der Mensch lernte, auf einen gerechten Gott, auf die Auferstehung und das ewige Leben danach zu vertrauen. Jeder wird danach gerichtet, was er im Namen unseres Herrn Jesus Christus erduldet hat, nicht aber nach seinen Schwächen. Durch die Auferstehung kamen jedoch auf viele weitere Gefühle zum Tragen. Der Mut – keine Angst mehr vor dem Tod zu zeigen. Der Mensch handelte von nun an nach den Werten der Liebe, der Vergebung, des Miteinanders zwischen den Menschen und nach der Vorstellung eines ewigen Lebens, das Jesus seinen Kindern versprach. Die Freude der Auferstehung als andauernde Freude, die uns Frieden schenkt „Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als die den Herrn sahen“ [Joh 20,20] . Die Jünger versammelten sich aus Furcht vor den Juden, nachdem sie ihren Herrn auf dem Kreuz hängend erblickt hatten. Die Furcht und Trauer übermannte sie, bis sie den Herrn plötzlich mitten unter ihnen sahen und er an sie gerichtet sprach: „Friede sei mit euch!“ und somit ihre Frucht und Trauer in Freude und Frieden verwandelte. Die Jünger verloren ihre Angst vor dem Tod und sahen den Tod von nun an als Gewinn und stellten sich in diesem Glauben vor Herrscher und Könige und bezeugten den Namen unseres Herrn Jesu Christi. Sie kümmerten sich nicht mehr um weltliche Belange, denn ihre Herzen waren erfüllt von dem Frieden des Herrn. „Ich glaube nämlich, Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt wie Todgeweihte; denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen“ [1 Kor 4,9] . „Wir mühen uns ab, indem wir mit eigenen Händen arbeiten; wir werden beschimpft und segnen; wir werden geschmäht und reden gut zu. Wir sind sozusagen der Unrat der Welt geworden, der Abschaum von allen bis heute“ [1 Kor 4,12] . Die Freude der Auferstehung trocknet unsere Tränen Maria von Magdala stand draußen vor dem leeren Grab und weinte. „Frau, warum weinst du?“ Sie hörte diesen Satz einmal von dem Engel und ein weiteres Mal von Jesus selbst. Er sagte zu ihr: „Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen […]. Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen“ [Joh 20, 18ff] . Vom Leben der Trauer und der Tränen zum Leben der Freude und des Friedens. Die weinende Frau vor dem leeren Grab wurde zu einer Verkünderin der freudigen Botschaft. Christos anesti, Alithos anesti.
von Pater Schenouda St. Antonius 25 März, 2020
Ich würde gerne die Gelegenheit nutzen, um mich vorzustellen. Ich bin das Holz des Kreuzes; ein Teil eines großen, kräftigen Holzstücks, meine Enden sind mit Metall bedeckt. Meine Aufgabe ist es, durch einen Menschen, der zum Tode auf dem Kreuz verurteilt ist, auf den Schultern getragen zu werden, bis er den Ort seiner Kreuzigung erreicht. Einen sehr bekannten Ort...
24 März, 2020
Mein Herr, Gott und Erlöser Jesus Christus, Schatz des Erbarmens und Quelle der Erlösung. Zu dir komme ich, um meine Sünden zu bekennen. Ich bekenne, dass ich Unverschämter es gewagt habe, deinen heiligen Tempel mit meinen Sünden zu beschmutzen. Jetzt strebe ich nach deinem Erbarmen und deinem Mitleid, denn dein Erbarmen ist unendlich und du weist den Sünder, der zu dir kommt, nicht ab. Hier bekenne ich o Herr, dass meine Sünden mich bis zum Kopf bedecken, wie eine schwere Last. Meine Kraft hat mich verlassen. Wende dein Angesicht nicht von mir ab, damit ich nicht vor Furcht vergehe. Strafe mich nicht mit deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm. Verurteile mich nicht nach dem, wie ich bin. Erbarme dich meiner, denn ich bin schwach. Gedenke, o Herr, ich bin das Werk deiner Hände. Erbarme dich meiner: Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir wird kein Lebendiger gerechtfertigt. Wende dich zu mir und ziehe mir ein neues Gewand an, das deiner Herrlichkeit gebührt. Vergib mir, damit ich singe und rufe: Selig der, dessen Sünde getilgt und dessen Schuld bedeckt ist. Ich bekenne meine Sünde vor dir und verberge dir nicht meine Schuld. Ich sagte, ich bekenne meine Sünde vor dem Herrn, und du hast die Schulden meiner Sünden getilgt. Amen!
Prophet Jona, Nineveh, Tarshish, Jonas, Jona, Jonah, Prophet, Jona Fastenzeit, Fastenzeit
von Pater Schenouda St. Antonius 14 Feb., 2020
Ein Beitrag von Pater Schenouda St. Antonius zum Propheten Jona und sein Ungehorsam.
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