Kirchenspaltung und ökumenische Öffnung
Die koptische und andere altorientalisch-orthodoxe Kirchen hielten an der Lehre von den zwei Naturen in Christi nach Kyrillos von Alexandrien fest. Es kam zu einer ersten Spaltung der Kirche, die bis heute andauert.
Erst unter Papst Shenouda III. kam es seit 1971 auch wieder zu einer ökumenischem Öffnung der koptischen Kirche zur Kirche Roms. Am 12.2.1988 wurde im Schlußprotokoll des Dialogs zwischen der Katholischen Kirche und der Koptisch Orthodoxen Kirche im Kloster Anba Bishoy, Wadi Natroun, in Ägypten eine gemeinsame Christologieformel unterzeichnet, die die in Chalcedon manifestierten theologischen Meinungsverschiedenheiten nach über 1500 Jahren weitgehend ausräumt.
Die koptische Kirche in Deutschland und im Bistum Trier Die koptisch-orthodoxe Kirche wird als einzige Kirche neben der Kirche Roms von einem Papst geleitet, seit 1971 ist dies Papst Shenouda III. (87) als 117. Nachfolger des Heiligen Markus.
Von allen anderen orthodoxen und orientalischen Kirchen unterscheidet sich die Koptische Kirche durch ihre Jugendarbeit, und ihre sozialen Dienste. Sie hat sogar ein eigenes Bischofsamt für soziale Dienste und Ökumene. Unter Papst Shenouda haben diese Dienste eine besondere Förderung erfahren und zu einer markanten neuen Dynamik in der koptischen Kirche beigetragen.
Koptische Diaspora im Westen
Papst Shenouda III. hat der koptischen Kirche auch zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Hierarchie in der Diaspora im Westen gegeben. Eine wichtige Rolle in der koptischen Diaspora spielt Deutschland, und hier wiederum die Kirche Triers. In Deutschland leben zwar nur etwa 6000 Gläubige, dennoch hat die Koptisch Orthodoxe Kirche in Deutschland mehr als 10 Gemeinden und zwei Klöster.
Das erste Koptische Kloster in Europa besteht seit dem Mai 1980 in Waldsolms-Kröffelbach im Taunus, als geistliches Zentrum der koptischen Kirche in der Diaspora. Dort betreibt die koptische Kirche Europas auch ihr theologisches Seminar. Im Jahre 1993 wurde in Brenkhausen bei Höxter ein zweites Kloster errichtet, wo Anba Damian als koptischer Diasporabischof seit 1995 seinen Sitz hat.
Koptische Kirche im Bistum Trier
Auch zum Bistum Trier versucht die koptische Kirche unter Papst Shenouda III. wieder an alte Verbindungen aus der Zeit der Kirchenväter anzuknüpfen. Die Mönche der Benediktinerabtei Tholey/Saar unterhalten seit der Wiederbegründung ihres Klosters 1949 sehr enge Kontakte zu den orientalischen Kirchen. Im Rahmen dieser Kontakte luden sie im Jahre 1990 Papst Shenouda III. auf seiner Deutschlandreise zur Einweihung der Klosterkirche in Kröffelbach in ihr Kloster ein, und übergaben ihm Reliquien des Kirchenpatrons, des Heiligen Mauritius, der von der koptischen und der katholischen Kirche als Heiliger verehrt wird. Der Bischof von Trier war zwar damals nicht nach Tholey gekommen, aber er hatte in der Person von Abt Makarios Hebler OSB einen würdigen Vertreter.
In Trier übergab man fast zur gleichen Zeit der kleinen koptischen Gemeinde, die sich in der Römerstadt wiederbegründet hatte, die altehrwürdige Welschnonnenkirche im Dombering zur liturgischen Nutzung. Die Kopten bedankten sich indem sie spontan bei der Heilig Rock Wallfahrt in Trier 1996 durch die Präsenz zahlreicher Bischöfe der Wallfahrt ein wahrhaft ökumenisches Gepräge gaben.
Ende der 1990er Jahre haben die Kopten im ehemaligen Kasernengelände von Bitburg Wohnraum und einen Gottesdienstraum erworben, wo heute die größte koptische Gemeinde in Rheinland-Pfalz, die nach dem nach Trier verbannten ägyptischen Kirchenlehrer Athanasius benannt ist, im Entstehen ist und ihre Gottesdienste feiert.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat in einem Brief an Bischof Anba Damian nicht nur Grüße und Segenswünsche zum koptischen Weihnachtsfest übermittelt, sondern auch seine Bestürzung und Trauer über die schrecklichen Ereignisse in Alexandria zum Ausdruck bringt. Als konkretes Zeichen der Verbundenheit hat der Bischof den Generalvikar Dr. Georg Holkenbrink gebeten, ihn bei der Christnacht-Feier in Bitburg zu vertreten und ausdrücklich in seinem Namen an der Feier teilzunehmen.
Koptische Kunst im Museum
Das Textilkabinett des Stadtmuseums Trier präsentiert seit Sommer 2010 als eine ihrer Hauptattraktionen auf einer Büste eine Frau mit koptischem Kopfschmuck – eine Leinenhaube mit zwei schalartigen Verlängerungen – die vermutlich aus dem 6. Jahrhundert stammt und weltweit als das am besten erhaltene Stück seiner Art gilt. Der koptische Kopfschmuck gelangte als Teil der „Sammlung Rautenstrauch“ in den Besitz der Stadt Trier. 1896 waren der Stadt Grabfunde aus dem oberägyptischen Akhmim zum Kauf angeboten worden. Da die Stadt Trier nicht in der Lage war, die geforderte Summe aufzubringen, übernahm der Trierer Kaufmann und Kommunalpolitiker Wilhelm Joseph Rautenstrauch die Kosten und stellte die Sammlung anschließend der Stadt zur Verfügung. Rautenstrauch erhoffte sich durch den Ankauf Rückschlüsse auch auf die Geschichte seiner Heimatstadt. Er war davon überzeugt, dass die spätantike Mode der Kopten – der christlichen Bevölkerung Ägyptens – derjenigen in Trier entsprach.
Von Bodo Bost (Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier, paulinus.de)